Die Azteken (1325 bis 1521) Die politischen Machtverhältnisse in der bevölkerungsreichen und fruchtbaren mexikanischen Tiefebene waren nach 1100 verworren. Einen beständigen Zuwachs an Macht und Einfluss verzeichneten die Azteken, ein Stamm, der wahrscheinlich aus dem Norden in das Tal gekommen war und eine unbedeutende Stadt an den Ufern des großen zentralen Sees besetzte. In der aztekischen Kultur hatten die Fähigkeiten der Krieger einen sehr hohen Stellenwert, eine Tatsache, die ihnen einen Vorteil gegenüber den rivalisierenden Stämmen der Region verschaffte. Ende des 15. Jahrhunderts hatte sich ganz Zentralmexiko in ein aztekisches Militärimperium verwandelt, das Tribute von rivalisierenden Stämmen erhielt. Die Kultur der Azteken griff hauptsächlich auf die Erfahrungen ihrer Vorgänger zurück und schuf wenig Neues. Sie verfügte über eine fortgeschrittene Landwirtschaft, die benötigt wurde, um die riesige Bevölkerung zu ernähren. Die Azteken bauten kolossale, grandiose Gebäude und erreichten auch auf dem Gebiet der Kunst ein hohes Niveau. Im Umgang mit Metall waren sie sehr geschickt, kannten jedoch kein Eisen. Da sie über keine geeigneten Zugtiere verfügten, machten sie vom Rad keinen zielgerichteten Gebrauch. Eines der charakteristischen Merkmale der aztekischen Kultur war ihr Hang zu rituellen Opfern. Ihre Mythen geboten den Azteken, der Sonne Blut zu opfern, um ihr genügend Kraft zu verleihen, jeden Tag erneut aufzugehen. Menschenopfer fanden in großem Ausmaß statt; mehrere Tausend Tote an einem Tag waren keine Seltenheit. Die Opfer wurden meist enthauptet oder gehäutet, worauf hin ihnen noch bei lebendigem Leib das Herz herausgeschnitten wurde. Die Opferzeremonien fanden am höchsten Punkt der riesigen Pyramiden statt, um der Sonne nah zu sein, und das Blut floss dann die Stufen hinab. Die Azteken, deren Landwirtschaft hauptsächlich auf Mais basierte, glaubten, dass die Ernte nur durch ständigen Nachschub an Opferblut gesichert werden konnte. Der Bedarf an Menschenopfern führte dazu, dass die Azteken eine Lockerung der Kontrolle über die eroberten Städte tolerierten, da die häufigen Revolten ihnen Gelegenheit boten, neue Gefangene zu machen. In Friedenszeiten wurden so genannte "Blumenkriege" vereinbart, deren einziger Zweck es war, Mut und Können der Kämpfer auf die Probe zu stellen und die Versorgung mit Opfern zu sichern. Gekämpft wurde mit Holzkeulen, die den Gegner lähmten, jedoch nicht töteten. War das Ziel, den Gegner zu töten, wurden die Keulen mit einer Klinge aus Obsidian versehen. Trotz ihrer großartigen Errungenschaften auf dem Gebiet der Landwirtschaft und der Kunst vermitteln die Azteken rückblickend doch den Eindruck einer Kultur in der Sackgasse. Weder auf technologischem, noch auf ideellem, religiösem oder politischem Gebiet brachten sie etwas hervor, das ihre Zeit überdauerte. Ihre Zivilisation fand ein abruptes Ende, als die Spanier im frühen 16. Jahrhundert eintrafen. Bereits stark angegriffen durch Krankheiten, die von Händlern eingeschleppt wurden, unterlagen die Azteken einer winzigen spanischen Armee, die über Stahl- und Feuerwaffen sowie einige Pferde verfügte. Die Grausamkeit der Azteken trug zu ihrem Niedergang bei, da die Spanier es verständlicherweise nicht schwer hatten, Verbündete unter den anderen Stämmen Mexikos zu finden.